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aTool: Methodik

3 Methodik (Version 1.2, 16. Juli 2000)


In diesem Abschnitt präsentieren wir die Methodik, mit der wir unsere Ziele erreichen wollen, und legen dar, in welcher Hinsicht unsere Methodik die Ziele realisiert. Darüber hinaus führen wir Terminologie ein, die wir in den nächsten drei Abschnitten vertiefen und konkretisieren.

In unserer Methodik verfolgen wir vier Grundsätze:
  • Autorinnen und Autoren dürfen in unserem Werkzeug ihre Dokumente frei formatieren und beliebige Word-Funktionen benutzen.
  • Wir betrachten jede Word-Komponente, sei sie über stilistische oder sonstige Word-Funktionen definiert, in einem aTool-Dokument als einen Hinweis auf die intendierte Struktur.
  • Wir machen diesen Hinweis explizit, indem wir Word-Komponenten als anonyme Dummy-Elemente strukturell auszeichnen.
  • Wir unterstützen Autorinnen und Autoren dabei, Dummy-Elemente systematisch in semantisch bedeutungsvolle Strukturelemente umzuwandeln (Mapping).

Wir demonstrieren die vier Richtlinien an Hand zweier aTool-Dokumente (Beispiel zu Zustand 2 b, Beispiel zu Zustand 4), die später im Abschnitt zu Szenarien genauer besprochen werden. Beide Dokumente zeigen die Editier-Ansicht von aTool für eine frühe Version der Anforderungsdefinition des Projekts. Die beiden Dokumente unterscheiden sich lediglich durch den Stand des Editierens. Das erste Dokument ist gerade aus dem Word-Format in aTool importiert worden; es enthält demnach Strukturelemente für alle Word-Komponenten, aber diese Strukturelemente sind alle noch anonym. Im zweiten Dokument haben alle Strukturelemente semantisch bedeutungsvolle Namen erhalten und Elemente höherer Ebene wurden hinzugefügt.

Aus den Beispieldokumenten lässt sich ersehen, dass ein aTool-Dokument unter anderem aus einem Word-Dokument besteht, das mit aTool-Strukturinformation angereichert ist. Die aTool-Strukturinformation ist eine Hierarchie von aTool-Strukturelementen, also logischen Elementen im Sinne des Modells für strukturierte Dokumente oder XML. Jedes aTool-Strukturelement hat einen Typ oder Namen und kann darüber hinaus eine ID, Referenzen auf IDs von anderen Elementen und Attribute enthalten.

Die aTool-Strukturelemente entsprechen den Strukturierungsmöglichkeiten von XML und bilden die Basis für den XML-Export.

In den beiden Beispielansichten werden Strukturelemente durch Tags angezeigt, genauer durch ein Start- und ein End-Tag beziehungsweise durch ein Empty-Tag. Diese Darstellung haben wir für den später noch ausführlich besprochenen Modus der eingeschalteten Tags gewählt. Wie in XML und XHTML sind Tags in spitze Klammern eingeschlossen; sie sollen aus dem Typ und im Falle eines Start- oder Empty-Tags aus den Attributen und ihren Werten gebildet werden. Tags sind jedoch keine editierbaren Zeichenketten sondern geschützte Einheiten, vergleichbar mit Icons, die durch Strukturoperationen paarweise (wenn es sich nicht um Empty-Tags handelt) eingefügt, gelöscht oder umbenannt werden. Durch Anklicken eines Tags wählen Autorin oder Autor das ganze Strukturelement einschließlich seiner Tags und seines Inhalts aus.

Die aTool-Editiersicht, wie sie in den Beispielen demonstriert ist und in ähnlicher Form auch von anderen Werkzeugen (XMetaL, FrameMaker+SGML) propagiert wird, ermöglicht es Autorinnen und Autoren, ihre Dokumente im textuellen Zusammenhang zu erstellen und am Bildschirm zu lesen. Die Tatsache, dass Dokumente in dieser Sicht formatiert angezeigt werden und die Formatierung von Autorin oder Autor frei bestimmt werden kann, macht die Erscheinungsform der Dokumente vertraut und erleichtert dadurch die Arbeit an den Inhalten. Die Struktur ist unauffällig in die Darstellung integriert, ist aber jederzeit für Editier- oder Navigationsoperationen verfügbar.

Ein aTool-Strukturelement enthält in der Regel eine (möglicherweise leere) Sequenz von weiteren Strukturelementen oder Zeichen oder beidem. Auf die Weise baut sich die hierarchische Struktur eines aTool-Dokuments auf. Einen Sonderfall bilden Strukturelemente, die nur auf Fremddaten, etwa Bilder, verweisen. Diese Art von immer leeren Strukturelementen nennen wir Basiselemente. Basiselemente müssen als Attributwerte den Dateinamen für die Fremddaten und den Datentyp der Fremddaten enthalten. Das Autorenwerkzeug unterstützt eine vordefinierte Auswahl von Dateitypen für Fremddaten. Fremddaten in Datentypen, die Word unterstützt, kann das Werkzeug am Platz anzeigen, wie es bei der GIF-Abbildung in den Beispieldokumenten illustriert ist; bei anderen Typen zeigt das Werkzeug nur das entsprechende leere Basiselement mit Attributen an.

In einem aTool-Dokument muss jede Word-Komponente in ein aTool-Strukturelement eingekapselt sein. Liegt keine genauere Information vor, wird ein sogenanntes Dummy-Element verwendet, also ein Strukturelement mit dem reservierten Namen "Dummy".

Die Umwandlung von Dummy-Elementen in semantisch bedeutungsvolle Strukturelemente erfolgt durch explizite Editieroperationen oder durch Mapping. Mapping ist dabei ein Prozess, der Word-Komponenten eines aTool-Dokuments aTool-Strukturelemente zuweist. Im Falle von Absätzen und Zeichen erfolgt das Mapping auf Grund der Word-Formatinformation, in allen anderen Fällen aufgrund des Typs der Word-Komponente. Das Mapping wird durch eine Mapping-Tabelle gesteuert.

Das Mapping unterstützt die Gruppe von Autorinnen und Autoren, die gewohnt sind, ihre Dokumente explizit oder mit Formatvorlagen typographisch auszuzeichnen, beim Übergang zu einer Auszeichnung mit aTool-Strukturelementen. Die (überraschend große) Gruppe von Autorinnen und Autoren, die nur die eine Standard-Formatvorlage für Absätze einsetzen, profitiert vom Mapping nicht. Für diese Gruppe soll ein aTool-Import-Assistent entwickelt werden, der intelligentere Zuordnungen von Absatzformat zu Strukturelementen vornehmen kann und dazu mit heuristischen Verfahren beispielsweise die Position eines Absatzes im Dokument, seine Länge und seinen Inhalt auswertet.

Ein aTool-Dokument wird immer in Verbindung mit einem aTool-Kit bearbeitet. Ein aTool-Kit enthält eine aTool-Strukturvorgabe, ein aTool-Stylesheet, eine Mapping-Tabelle, Muster, eine Word-Dokumentvorlage und XSL-Stylesheets.. Alle Bestandteile des aTool-Kit sind Vorgaben aus dem Verlag. Zusätzlich können Autorin oder Autor einen eigenen Word-Formatvorlagenkatalog verwenden, um aTool-Dokumente nach eigenen Formatvorgaben darzustellen. Während des Editierens können sowohl das aTool-Kit als auch der eigene Formatvorlagenkatalog frei gewechselt werden.

aTool-Strukturvorgaben entsprechen XML-DTDs. Eine aTool-Strukturvorgabe ist eine Dokumentengrammatik und enthält die Vorgabe des Verlags zum Dokumententyp.

Das Autorenwerkzeug kann ein aTool-Dokument daraufhin überprüfen, ob es die Vorgaben in seiner aTool-Strukturvorgabe erfüllt (Validierung oder Syntaxüberprüfung). Validierung kann fortlaufend geschehen oder beim Editieren explizit für Teile des Dokuments oder das ganze Dokument veranlasst werden.

Das Autorenwerkzeug bietet Unterstützung bei der korrekten Strukturierung eines Dokuments gemäß einer Strukturvorgabe (syntaxgesteuertes Editieren): Es zeigt an, welche Elemente an der aktuellen Position im Dokument syntaktisch zulässig sind; darüber hinaus soll es Hinweise geben, über welche Zwischenelemente ein gewünschtes Element syntaktisch korrekt in das Dokument eingefügt werden kann.

Ein aTool-Stylesheet enthält die Formatvorgabe des Verlags zu aTool-Dokumenten, die gemäß der aTool-Strukturvorgabe strukturiert sind.

Die Word-Dokumentvorlage des aTool-Kits kann von Autorin oder Autor verwendet werden, um mit reiner Word-Funktionalität ein Dokument zu erstellen, das, wenn es nach aTool importiert und mit der ebenfalls mitgelieferten Mapping-Tabelle bearbeitet wird, der intendierten Struktur schon sehr nahe kommt. Es sind in der Regel lediglich noch gewisse Verfeinerungen der Struktur nötig, um das Dokument konform zur aTool-Strukturvorgabe zu machen. Autorinnen und Autoren, die bisher schon mit von Verlagen vorgegebenen Word-Dokumentvorlagen arbeiten, erhalten auf diese Weise einen einfachen Zugang zu den Strukturierungsmöglichkeiten und der Funktionalität von aTool. Die XSL-Stylesheets können von externen XML-Systemen benutzt werden, um nach XML exportierte aTool-Dokumente weiter zu bearbeiten und darzustellen.

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