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aTool: Ziele
2 Ziele (Version 1.3, 16. Juli 2000)Wir analysieren in diesem Abschnitt typische Einstellungen und Bedürfnisse akademischer Autorinnen und Autoren im Bereich der Textverarbeitung und leiten daraus sechs Ziele ab, die wir für das Autorenwerkzeug aTool verfolgen. Ein großer Prozentsatz akademischer Autorinnen und Autoren benutzt Microsoft Word als Autorensystem für wissenschaftliche Arbeiten. Nimmt man die Bereiche Mathematik und Physik aus, in denen La/TeX das dominante Autorensystem ist, so sind 85% aller beim Springer-Verlag, Heidelberg, eingehenden Manuskripte mit Word erstellt worden; Umfragen unter den akademischen Verlagen in den Bereichen Science, Technology und Medicine STMUmfrage kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Tatsächlich wird Word den Bedürfnissen akademischer Autorinnen und Autoren sehr gut gerecht. Word besitzt eine komfortable Oberfläche mit Möglichkeiten der direkten Manipulation und stellt mehrere (interaktive) Sichten zur Verfügung; Word integriert textuelle und nicht-textulle Daten wie Tabellen, mathematische Formeln, Bilder und Diagramme; es unterstützt Indexgenerierung, Inhaltsverzeichnisse, Querverweise und automatische Numerierung. Es eignet sich für alle Arten von Dokumenten, die in der akademischen Umgebung geschrieben werden, seien es Aufsätze, Briefe, Memos, Projektdokumente, Projektanträge, Zwischenberichte, Unterrichtsmaterialien oder sogar Bücher. Nicht zuletzt ist Word aus Hochschuletats finanzierbar und seine Marktposition macht es leichter zugänglich als andere Systeme in der gleichen Preisklasse. Wir halten deshalb als unser erstes Ziel fest, dass unser strukturierter Editor auf Microsoft Word basieren soll. Indem wir unser System auf Word aufbauen, machen wir uns Words Funktionalität und die Textverarbeitungskenntnisse akademischer Autorinnen und Autoren zu Nutze. Springer-Verlag, Heidelberg, und andere akademische Verlage haben die Erfahrung gemacht, dass ausgerechnet die Word-Funktionalitäten, die wenigstens ansatzweise das Modell der strukturierten Dokumente unterstützen, nälich die Formatvorlagen und Formatvorlagenkataloge, von akademischen Autorinnen und Autoren am wenigsten benutzt werden. Autorinnen und Autoren aus dem akademischen Bereich scheinen typographische Attribute bevorzugt direkt zu setzen anstatt indirekt, über Druckformatvorlagen. Ihre erste Sorge gilt der Vermittlung von Ideen durch das geschriebene Wort. Ebenfalls von Bedeutung ist die Präsentation insoweit sie das Verständnis bei Leserinnen und Lesern unterstützen oder behindern kann. Wie jedoch bestimmte Präsentationseffekte erzielt wurden, ob direkt der indirekt, ist nebensächlich. Das explizite Setzen typographischer Attribute in einem Dokument, wie es von akademischen Autorinnen und Autoren praktiziert wird, steht im Gegensatz zu dem Modell der strukturierten Dokumente, das ja beinhaltet, dass Inhalte hierarchisch in Strukturelemente organisiert werden und dass die Präsentation dieser Strukturelemente und Inhalte separat, über Stylesheets, festgelegt wird. Unser Ziel im Projekt aTool ist es zwar, dass Verlage die Manuskripte von Autorinnen und Autoren als strukturierte Daten erhalten. Die bisher in Struktureditoren verfolgte Strategie, Autorinnen und Autoren das direkte Setzen typographischer Attribute zu verbieten und sie stattdessen zur Definition von Strukturelementen zu zwingen, hat sich jedoch als nicht durchsetzbar herausgestellt. Wir halten deshalb als unser zweites Ziel fest, dass wir Autorinnen und Autoren bei der Formatierung ihrer Manuskripte nicht einschränken wollen. Wir möchten nicht in ein Tauziehen zwischen Verlagen und Autorinnen und Autoren über Fragen der Präsentation geraten, zumal es für die Verlage eigentlich irrelevant ist, wie die Strukturen formatiert sind, während sie von den Autorinnen oder Autoren editiert werden oder sogar wenn sie beim Verlag eingehen. Solange die Manuskripte ausreichend (explizite) Struktur enthalten, kann verlagsseitig die von Autorinnen und Autoren gewählte Präsentation ignoriert werden. Wir nehmen jedoch jede Variation in Formatierattributen für einen bestimmten Textbereich als Hinweis, dass dieser Textbereich eine besondere semantische Rolle im Dokument spielt und deshalb als ein Strukturelement angesehen werden sollte. Dieses Strukturelement, das aTool automatisch in das Dokument einfügt, wird, solange keine weitere Information vorhanden ist, anonym sein, kann aber von Autorin oder Autor jederzeit mit einem echten Namen versehen werden. Wir formulieren als zentrales Paradigma unseres Autorensystems, dass es jede Variation im Präsentationsstil und jede Anwendung einer Word-Funktion als Hinweis nimmt, dass hier ein Strukturelement vorliegt, und dass es dafür dann auch ein (möglicherweise anonymes) Strukturelement automatisch in den Text einfügt. Die Innovation unseres Ansatzes besteht in diesem Paradigma. Wir stellen uns die Interaktion zwischen dem Autorenwerkzeug aTool und Autorin oder Autor als eine Unterhaltung nach folgendem Muster vor: 1. Autor/in: Ich möchte diese Wörter in Fettschrift (setzt die Wörter fett) 2. aTool: Ich sehe, dass diese Wörter eine spezielle Bedeutung haben. Ich werde sie markieren, damit wir das nicht vergessen (umrahmt die Wörter mit Tags für ein anonymes Element, lässt sie aber fett). Die Unterhaltung kann verschiedene Fortsetzungen nehmen, je nach Präferenzen oder bisherigem Sitzungsverlauf. Alternative 13. aTool: Welche Rolle spielen diese Wörter?4. Autor/in: Es sind Schlüsselwörter 5. aTool: OK (benennt das anonyme Element um in "Schlüsselwörter"). Alternative 23. aTool: Früher hat Fettschrift schon einmal "Hervorhebung" bedeutet (benennt das anonyme Element um in "Hervorhebung").Autor/in: Nein, diesesmal handelt es sich um Schlüsselwörter (benennt das Element "Hervorhebung" um in "Schlüsselwörter"). Alternative 33. Autor/in: Kümmern wir uns erst einmal nicht um anonyme Elemente (fährt mit weiteren Editieraufgaben fort).Alternative 43. Autor/in: Diese Wörter sind in Wirklichkeit Schlüsselwörter (benennt das anonyme Element um in "Schlüsselwörter").Later on, the author might decide to put keywords into italics, so he or she changes the format of the keywords. This has no effect on the structure element that goes with the keywords. Zu einem späteren Zeitpunkg könnte sich Autorin oder Autor entscheiden, Schlüsselwörter kursiv zu setzen und das Format der Schlüsselwörter entsprechend zu ändern. Das hat keinen Effekt auf das Strukturelement, das den Schlüsselwörtern zugeordnet ist. Wir erwarten, dass das aTool-Paradigma für akademische Autorinnen und Autoren, die an das direkte Setzen typographischer Attribute in ihren Dokumenten gewöhnt sind, die Lernkurve auf dem Weg zum strukturierten Editieren abflacht. Die große Herausforderung besteht nun darin, akademische Autorinnen und Autoren dazu zu bringen, den vom System eingefügten anonymen Elementen echte Namen zu geben. Wir müssen Autorinnen und Autoren davon überzeugen, dass sie die strukturbezogenen Funktionen unseres Werkzeugs benutzen und sich nicht auf die reinen Word-Funktionen beschränken. Akademische Autorinnen und Autoren erfahren derzeit so gut wie keinen Druck von außen, das Modell der strukturierten Dokumente zu übernehmen: Für Kommunikation und Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen sind Druckformate wie PostScript und PDF ausreichend. Die Wettbewerbslage hindert Verlage daran, Druck auf Autorinnen und Autoren in Richtung spezieller Dokumentenformate auszuüben. Und Vorteile, die große Bestände strukturierter Dokumente in einem Format wie XML für die akademische Gemeinschaft insgesamt darstellen, sind zu abstrakt, um einzelne Autorinnen oder Autoren zu motivieren. Es können deshalb nur Vorteile strukturierter Dokumente, die unmittelbar und individuell erfahrbar sind, Autorinnen und Autoren davon überzeugen, ihre Dokumente formal zu strukturieren. Furuta, Quint, and Andre StrucDocsEPODD nennen einige Vorteile strukturierter Editoren wie logische Cursor und einfache und schnelle Navigation innerhalb von Dokumenten. Wir halten deshalb als unser drittes Ziel fest, dass die Schnittstelle zu den strukturbezogenen Funktionen unseres Werkzeugs so natürlich und einfach wie möglich gestaltet werden muss. Im Idealfall verleitet das System Autorinnen und Autoren dazu, ihre Dokumente formal zu strukturieren, damit sie die Funktionen zum strukturierten Editieren zur Verfügung haben. Wir betrachten syntax-gesteuertes Editieren und Validierung der Dokumentenstruktur gemäß einer Strukturvorgabe als weitere Vorteile eines strukturierten Editors, der akademische Autorinnen und Autoren von seinem Nutzen überzeugen könnte. Wir halten deshalb als unser viertes Ziel fest, dass unser Werkzeug in der Lage ist, Strukturvorgaben wie XML Dokumenttypdefinitionen einzulesen, Autorinnen und Autoren beim Editieren konformer Dokumente zu unterstützen und Dokumente in Bezug auf die Strukturvorgaben zu validieren. Das eigentliche Strukturieren eines Dokuments (d.h., das Benennen von anonymen Elementen mit echten Namen) darf für Autorinnen und Autoren keine Hürde oder starke Belastung darstellen. Ansonsten werden Autorinnen und Autoren nälich zu dem Schluss kommen, dass das formale Strukturieren ihrer Dokumente den Aufwand nicht wert ist. Wir halten deshalb als unser fünftes Ziel fest, dass aTool Autorinnen und Autoren effektiv dabei unterstützt, anonymen Elementen echte Namen zu geben. Schließlich wollen akademische Verlage die ihnen gelieferten strukturierten Dokumente in einer XML-Welt verwerten. Wir halten deshalb als unser sechstes Ziel fest, dass aTool strukturierte Dokumente nach XML exportieren kann. Das setzt Verlage in die Lage, Manuskripte im XML-Format weiterzuverarbeiten und sie mit XML-Werkzeugen in verschiedene Publikationsformate zu konvertieren. Created by: system last modification: Tuesday 07 of December, 2004 [01:18:29 UTC] by Sven |