Das Proseminar
Allgemeines
Der Lehrstuhl veranstaltet in jedem Sommersemester ein Proseminar. Ein Proseminar behandelt ein Buch aus einem speziellen Gebiet der Informatik. Wie das Seminar im Hauptstudium, hat auch das Proseminar im Grundstudium einen wichtigen Stellenwert. Der Student/die Studentin (Der Einfachheit halber verwenden wir im folgenden nur noch Student, Kanditat, etc. Studentinnen sollten sich aber nicht ausgeschlossen fühlen.) lernt mit der Erarbeitung des Vortrags, sich mit einem abgegrenzten Thema kritisch und selbständig auseinanderzusetzen. Des weiteren ist das Proseminar in der Regel die erste Gelegenheit, Vortragstechnik einzuüben und zu praktizieren. Die Wichtigkeit dieser Vortragstechnik ist nicht gering einzuschätzen, da sich im späteren Berufsleben des öfteren die Gelegenheit und die Notwendigkeit zu einem Vortrag ergibt. Wir erwarten, was Selbständigkeit und Präsentation betrifft, kein perfekte Leistung. Wir erwarten jedoch eine intensive Auseinandersetzung der Studenten und Studentinnen mit dem Gegenstand des Vortrags und mit der Frage der Präsentation.
Ablauf
Das Proseminar wird am Ende des vorangehenden Wintersemesters angekündigt. Es gibt hierzu meist eine Vorbesprechung, in der sich interessierte Kandidaten melden können. In eine Liste, die ausgehängt wird, können sich weitere Interessenten eintragen, falls sich in der Vorbesprechung noch nicht genügend Teilnehmer gemeldet haben. In der Vorbesprechung werden auch die Zielsetzung und die Gedankenlinie des Seminars erläutert. Das Proseminar hat einen oder mehrere Betreuer, die Assistenten am Lehrstuhl sind. Diese wählen das Buch aus, das ein bestimmtes Thema behandelt. In der oben genannten Vorbesprechung oder in einer direkten Absprache mit den Betreuern werden die Vorträge verteilt. Jedem Vortrag liegt in der Regel ein Buchkapitel zugrunde. Da Studenten nach aller Erfahrung nicht genügend geübt im Lesen englischsprachiger Texte sind, ist ein entsprechender Aufwand einzukalkulieren. Der Student setzt sich mit der ihm zur Verfügung gestellten Literatur intensiv auseinander. Für Fragen zum Inhalt steht ein Betreuer zur Verfügung. Dabei ist zu beachten, daß der Student nach Möglichkeit selbständig in den Themenbereich eindringen soll. Der Betreuer sollte auch nicht (und er kann es aus Zeitgründen auch nicht!) ständig zur Hilfe gerufen werden, sondern nur in Ausnahmefällen. Literatur erschließt sich nicht durch einmaliges Lesen. Das gilt auch für die Assistenten und den Inhaber des Lehrstuhls, obwohl diese weit mehr Erfahrung in der Erarbeitung von Originalliteratur besitzen. Nach Erarbeitung des Proseminarstoffs müssen intensive Überlegungen zur Präsentation dieses Stoffs stattfinden. In der Regel wird der Student den Vortrag mit seinem Betreuer durchsprechen. Für die Präsentation sind einige Hinweise zu beachten, die unten aufgeführt sind. Der Student muß sich Klarheit darüber verschaffen, was aus dem zugrundeliegenden Buchkapitel in dem Vortrag erscheinen soll, und wie diese Teile anzuordnen sind. Darüber hinaus muß ein didaktisches Konzept vorliegen, das sich aus der Frage ableiten läßt, was der Zuhörer von einem Vortrag mit nach Hause nehmen soll. Der Proseminarvortrag selbst dauert 45 Minuten incl. Diskussion. Die Zeit für die Diskussion ist einzuplanen. Der vortragende Student muß sich darauf einrichten, daß sie oder er jederzeit unterbrochen werden kann, weil Teilnehmer Fragen stellen, Bemerkungen zur Klärung abgeben usw. Vor dem Vortrag ist eine schriftliche Ausarbeitung des Vortrags zu verteilen, und zwar so rechtzeitig (in der Vorwoche), daß den anderen Seminarteilnehmern eine Chance gegeben wird, sich mit der Ausarbeitung auseinanderzusetzen. Neben dem eigenen Vortrag und dessen Ausarbeitung muß selbstverständlich auch an den anderen Vorträgen teilgenommen werden. Hierbei ist insbesondere eine aktive Teilnahme an den Diskussionen erwünscht. Dadurch lernt der Student seinen Vortrag in einen größeren Zusammenhang einzuordnen, sich aufgrund einer Kurzpräsentation eine Meinung zu bilden und diese in einer fachlichen Diskussion zu vertreten. Nach erfolgreicher Teilnahme erhält die Studentin/der Student einen Proseminarschein. Langjährige Erfahrungen mit Seminaren zeigen, daß der Arbeitsaufwand oft unterschätzt wird. Für alle oben beschriebenen Etappen zusammen muß ein Aufwand von mindestens 3 Personenwochen a 8 Stunden täglich kalkuliert werden. Da der Student nicht Vollzeit mit dem Proseminarvortrag beschäftigt ist, beträgt die Zeitspanne, in der die Vorbereitung stattfindet, meist 6--8 Wochen. Nach unseren Erfahrungen sollte man etwa 2--3 Wochen dieser Zeit für das Literaturstudium, 3--4 Wochen für die Ausarbeitung und 1 Woche für das Erstellen der Folien vorsehen.
Zielsetzung und Hinweise
Zielsetzung des Proseminarvortrags sind eine Präsentation und eine Ausarbeitung, die einen speziellen Ansatz des Themas des Proseminars klarlegen, einordnen, kritisch betrachten und didaktisch aufbereiten. Dies ist in gewisser Weise eine idealisierte Forderung, die von Studenten mehr oder minder gut erfüllt wird. Für eine solche Präsentation/Ausarbeitung muß eine gewisse Souveränität vorliegen, die sich aus der intensiven Auseinandersetzung mit dem Stoff und intensiven Überlegungen zu seiner Präsentation ergibt, und die den oben angesprochenen Mindestaufwand erfordert. Glauben Sie uns bitte, daß wir der Präsentation/Ausarbeitung die Intensität der Vorbereitung anmerken, ''genialische Ausreißer`` sind sehr selten. Der Proseminarvortrag ist neben den Seminaren im Hauptstudium die einzige Chance im Studium Vortragstechnik zu erlernen. Da andererseits diese Vortragstechnik später wichtig ist, sollten Sie diese Chance zum Erlernen ergreifen. Es folgen nun einige Hinweise, die beim Proseminarvortrag zu beachten sind.
- Der Vortrag selbst sollte nicht mehr als etwa 30 Minuten erfordern, damit Zeit für Diskussion verbleibt.
- Der Vortrag wird in der Regel mit Folien bestritten, wofür 2 gleichzeitig benutzbare Overheadprojektoren zur Verfügung stehen. Zusätzlich können Kreide und Tafel verwendet werden.
- Die Anzahl der Folien sollte der Vortragsdauer angemessen sein. Pro Folie braucht man --- je nach Inhalt der Folie --- etwa 3 Minuten, woraus sich eine Maximalzahl von etwa 10 Folien ergibt.
- Folien sollten nicht zu stark beschriftet sein. Insbesondere macht es keinen Sinn, den Vortragstext auf der Folie wiederzufinden. Die Folien sollten statt dessen nur Merkpunkte der Erläuterung, Zeichnungen sowie evtl. Details (Spezifikationen, Programmtexte, Formeln, etc.) beinhalten. Die Erläuterung hierzu wird mündlich präsentiert.
- Die Beschriftung der Folien muß so bemessen sein, daß sie auch von den hinteren Reihen des Seminarraums lesbar ist (etwa 18 pt Schriftgröße).
- Der Vortrag darf nicht abgelesen werden, weil sonst die Zuhörerschaft nach 5 Minuten einschläft.
- Der Vortrag sollte vor Kommilitonen oder allein zuhause mindestens einmal geprobt werden. Die Maximalzeit hierfür sollte 30 Minuten nicht überschreiten, weil man beim offiziellen Proseminarvortrag, wegen der Aufregung (und aufgrund von Zwischenfragen) etwas mehr Zeit benötigt.
- Die Aussage des Gesamtvortrags, jedes Kapitels und jeder Folie sollte klar sein. Folien, Tafelanschrift und Ausarbeitung müssen diese Aussage wiedergeben.
- Der Vortrag soll die wesentlichen Ideen vermitteln und sich nicht im Detail verlieren. Der Student sollte sich bewußt in die Perspektive eines Zuhörers versetzen, der das zugrundeliegende Buchkapitel nicht kennt. Andererseits darf der Vortrag nicht an der Oberfläche bleiben, indem er alles Schwierige ausläßt oder nur auf die Ausarbeitung verweist.
- Für die Vorbereitung genügt es nicht, nur das selbst vorzutragende Buchkapitel zu studieren, da sonst kein Verständnis vorliegt, die Zusammenhänge nicht gesehen werden u.s.w.